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Der Briefträgerkrieg.

Herr Springer, durch mangelnde Anzeigenverkäufe genervt, beschloss in seiner Zeitung die Wahrheit über die Mindestlohnwünsche der Deutschen Post AG zu enthüllen.
Der Missbrauch des Mindestlohnes um sich sozialschwache Konkurrenz vom Leib zu schaffen ist ja auch wirklich eine Sauerei. Zumindest für die SPD.
Mein Chef, durch drohenden Konkurs noch ganz anders genervt, stürmte nach Lektüre die Werkshalle: "Kolleginnen und Kollegen!! Wir werden das Diktat dieser imperialistischen Monopolisten nicht länger ertragen!" Es folgte eine flammende Gewerkschaftsrede in der wir aufgefordert wurden ihn gefälligst bis Feierabend zum Funktionär zu krönen.
Abgang des Königs.
Anschließend tumultartige Szenen: "Ich glaub der spinnt! Dann kann er die Löhne entgültig mit sich selbst aushandeln!"
Nur durch die Besonnenheit einiger, ehemaliger, Verdi- Mitglieder konnte die Erstürmung des Büros verhindert werden. "Jetzt regt euch ab. Wir gründen auf gar keinen Fall schon wieder so eine Scheißgewerkschaft!"
Ein Briefträger tut seine Pflicht. Nachdem die Möbel repariert waren begannen wir mit dem Austragen. Es dauerte nicht lange und ich stieß auf eine Ansammlung der örtlichen Postler-Gang die wie immer wie zufällig beieinander standen. Der Dickste trat vor. "Ey, Du! Komm her!"
"Was gibt's Kollegen ?" "Kollegen die in einen anderen Betrieb arbeiten sind für uns keine Kollegen." "Trag deine Prospekte aus, Gelber !!"
Schon wieder begann eine Diskussion über Anstand unter Gewerkschaftlern und Kollegen.
Aufgrund der schieren Überzahl schlagkräftiger gelber Argumente konnte ich mich leider nicht wunschgemäß durchsetzen. Also verlegte ich mich aufs Flehen. "Aber Prospekte darf ich doch noch austragen." "Ha, Prospektverteiler sind für uns keine Menschen. Konkurrenz machen wir fertig!" "Aber ich trag doch nur ehrenamtlich aus" "Was für Prospekte werden ehrenamtlich ausgetragen?" "Ein Photo von dir dicken, vollgefressenen Beamten und dazu die Worte: Ich verdiene 9,80 die Stunde weil ich einen Hungerleider die Arbeit wegnehme." "Frechheit! Das werden wir zu verhindern wissen. Wir haben immer genug Leute auf der Straße." "Sonntags nicht!" "Soso, und an welchen Sonntag willst du austragen?" "Kurz vor Weihnachten!!" "Wa-wa-was? Wenn D-Du diesen Flyer austrägst...!" Als er die entsetzten Blicke seiner Kumpanen bemerkte blieb ihm das Wort im Doppelkinn stecken.
Die Gang zog sich zum Kriegsrat zurück. Die Köpfe wurden zusammengesteckt. Nur noch einzelne Wortfetzen waren zu vernehmen. "Der wenn den Dicken vor die Linse kriegt..." "Kurz vor Weihnachten..." "Trinkgeld ade!" "I-Ich ganz bestimmt nicht." "Der wenn den Dicken vor die Linse kriegt! Die Leute meinen doch der hätte den Hungerleider gefressen!" "Weißt Du was dir der Dicke gleich erzählt ?!"
Als die Schädel wieder auseinander gingen gab man sich wesentlich freundlicher. Die ganze Sauerei täte ihnen eigentlich echt leid und wenn man sich bei der Post schon nicht wie Kollegen benehmen dürfte so könnte man doch bitte Mensch bleiben.
Fortsetzung folgt. Vielleicht an Weihnachten.
 
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