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Wahre Begebenheiten oder warum ich Kirchweih hasse.

Es war ein sonniger Pfingsttag.
Ich war ein junges unbescholtenes Kind, von meinen Eltern mit reichlich Kirchweihgeld und guten Ratschlägen, " Aber sauf nicht soviel", versorgt und wollte einen fröhlichen Tag erleben. Mit einigen Freunden bestaunte ich die Spickerbude und besonders einen alten, indianischen Speer der dort ausgestellt war. Mit großen Augen fragte ich den Besitzer wie viele Ballons ich wohl treffen müsste um ihn zu gewinnen. "Nur zwei." lachte der alte Mann listig "allerdings mit einen Wurf." Der Trick besteht darin den Dartpfeil flach an die Wand zu legen, mit der Spitze nach unten. Beim herunterfallen zerstört er mehrere Ballons gleichzeitig. Also kein Problem für einen geübten Messerwerfer wie mich.
Trotzdem weigerte sich der Herr das gute Stück herauszugeben. Er verteile keine Waffen an Minderjährige und in den meinen sei so ein Ding angeblich gemeingefährlich. Stattdessen gab er mir eine dreischwänzige Peitsche. Die darf wohl man an kleinen Kinder verteilen.
Enttäuscht gingen wir weiter zur großen Schiffschaukel. Sportlich wie immer beschlossen zwei meiner Kameraden eine Wette: Wer schafft als erster den doppelten Überschlag ohne Sicherheitsgurt? Es war ein sehenswerter und fairer Wettstreit doch statt verdienten Applaus ernteten wir wieder nur Kritik. "Für Lebensmüde gesperrt!".
Uns blieb nur der Weg zur Konkurrenz. Dort mieteten wir aus Kostengründen ein Boot für jeweils zwei Personen. Diskrepanzen waren die Folge. Unsere beiden Sportler wollten uns nicht mitschaukeln lassen. "Du bist das erste Schiff mit Bremse! Setz dich einfach hin." Mein Einwand uns werde beim sitzen immer schlecht wurde abgeschmettert " Das liegt nicht am Sitzen sondern an den Sardinenbrötchen die du dauernd in dich reinstopft." Die Diskussion spitzte sich zu, empirische Werte mussten her, ein Experiment war die logische Folge.
Wir zahlten für 15 Minuten Dauerbetrieb im voraus, die Sportler saßen und die Sardinenfresser schaukelten wie wild. Mein Proband röhrte bereits nach zwei Minuten über die Reling und fütterte mangels Fische entsetzt glotzende Zuschauer.
Immer wieder verjagt, "am Autoskooter ist Stockcarfahren illegal", wollten wir schließlich in das Bierzelt flüchten.
Ein befreundeter Althippie trank dort schon mehrere Stunden. Leider gingen die 70er nicht spurlos an der Birne vorbei weswegen sich unser Kumpel an einen Tisch mit Skinheads verirrte. Einige Maßen später meldete sein LSD-geschädigtes Hirn er wäre selber ein solcher. Uns erklärte er kurzerhand zu Punks und verwehrte den Einlas. "Hier hat´s überall Punks!! Ich hau sie alle flach!" Wir beschlossen defensiv zu bleiben und einfach abzuwarten. Meistens gehen Bündnisse zwischen Hippies und Glatzen nicht lange gut.
Und tatsächlich, kaum war unser Freund zurück getaumelt, erschien ein freundlicher Mensch mit 1,5 Meter Schulterbreite und sprach: "Also Jungs, wir hamm ja nix gegen euch, aber bei uns am Tisch hockt so ´ne beinharte Sau, also legt euch bloß nich mit dem an! Der will schon den ganzen Tag Punks flachmachen. Mensch is des ´ne Kanone! .... Wie, euer Kumpel?... Ey, Moment mal !" Absatz kehrt, rein ins Zelt. " Du! Mal her! Mich verarschen wollen ?! " RUUMS!!!
Ich persönlich hätte ja gerne noch ein oder zwei Maß getrunken aber meine Gefährten lehnten ab. Einigen war die Musik zu laut, " Da is totale Remidemmi da drin!", andere waren eher ängstlicher Natur: "Die halten uns alle für Punks, du Irrer!".
Und jetzt beginnt der traurige Teil meiner Geschichte. Obwohl ich kein einziges Bier getrunken hatte bekam ich nie wieder Kirchweihgeld. Ein Schicksal unter dem ich bis heute leide. Ich meine, irgendwie muss man sich doch seine Spielsucht finanzieren! Oder etwa nicht?
 
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